Jemila Kabiru ist 15 Jahre alt und lebt in Nigeria, im Bundesstaat Kebbi. Wie jeder Bundesstaat in diesem afrikanischen Land hat auch Kebbi einen Beinamen, nämlich Staat der Gerechtigkeit.
Das entspricht nicht ganz der Wahrheit. Die Region ist sehr arm und geschlechtsspezifische Diskriminierung ist weit verbreitet. Obwohl die öffentliche Schule in Nigeria relativ günstig ist, können sich viele Familien nicht einmal die Bildung leisten. Vor allem, wenn es um Mädchen geht.
Das Schicksal von Jemila veränderte sich jedoch, als ActionAid in ihrer Region das Programm „Enhancing Girls' Basic Education in Kebbi" (EGBEK) lancierte. Ziel dieses Projektes war es, die Zahl der Schulanmeldungen von Mädchen zu erhöhen. Jemila hatte insofern Glück, als sie eine Adoptivmutter hat, die an die Vorteile des Programms glaubt. Oft müssen zuerst die Eltern überzeugt werden. Für Kinder ist der Schulbesuch nämlich die natürlichste Sache der Welt.
Jemila besucht das erste Jahr der Sekundarschule. „Ich gehe gerne zur Schule. Es hilft mir, mein Leben zu planen und ich lerne jeden Tag etwas Nützliches.“ In der Schule realisieren die Kinder, wie wichtig Bildung ist. „Wenn ich mit dem Schulthek auf dem Rücken durch die Strassen gehe, macht es mich traurig, Gleichaltrige zu sehen, die irgendeinen Kleinkram für wenig Geld verkaufen. Sie sollten auch in der Schule sein.“ Die Eltern rechtfertigen sich damit, dass sie arm sind und es sich nicht leisten können, die Kinder zur Schule zu schicken. Aber das ist ein grosser Fehler! Bildung ist die grösste Herausforderung, nicht nur für die Kinder, sondern für die ganze Gemeinschaft.
Jemila ist sehr aktiv, auch in der schulfreien Zeit. Als Mitglied des Mädchenclubs unterstützt sie ihre Familie mit dem Geld, das sie für kleine Arbeiten erhält. Sie versteht die Probleme der Eltern, will sie aber nicht entschuldigen. Es geht darum, das richtige Gleichgewicht zu finden, damit alle einen Nutzen daraus ziehen.
„Schauen Sie sich meine Gemeinschaft an. Es fehlt an allem. Die Frauen haben weder Sicherheiten, noch haben sie Werkzeuge oder eine gute Ausbildung, um die Dinge zu ändern. Die meisten Männer sind einfache Bauern. Wie kann sich eine solche Gesellschaft entwickeln? Wenn die Jungen zur Schule gehen könnten, würde sich für die Gemeinschaft sicher vieles ändern“, fährt Jemila fort.
Die grösste Herausforderung für Jemila, für ActionAid und für den Bundesstaat Kebbi besteht darin, die mittel- bis langfristige Wirksamkeit eines grossen Ziels zu beweisen. Eine garantierte Bildung für alle könnte beispielsweise die Zukunft vieler Menschen der Gemeinschaft verändern. Deshalb will Jemila Lehrerin werden. „Ich habe gelernt, dass man im Leben Grosses erreichen kann, wenn man klein anfängt.“
ActionAid arbeitet mit 27 Millionen Menschen in über 40 Ländern zusammen und hilft all jenen, die täglich für ihre Rechte kämpfen und angesichts sozialer Ungerechtigkeit, Hunger und Armut nicht mehr länger schweigen wollen.