Susheela ist 31 Jahre alt und lebt in Neu-Delhi, Indien. Als sie mit der zweiten Tochter schwanger war, übte die Familie ihres Mannes Druck auf sie aus, sie solle abtreiben.
„Als ich zum zweiten Mal schwanger war, habe ich im dritten Monat eine Ultraschalluntersuchung machen lassen, um den Gesundheitszustand des Kinds zu prüfen. Bei der Untersuchung teilte der Arzt mir mit, dass es ein Mädchen sei. Meine Schwiegermutter beschloss, dass ich abtreiben sollte. Sie haben mich in eine Klinik gebracht, und als wir dort waren, bin ich auf die Toilette und habe zum ersten Mal gespürt, wie sich das Kind bewegt hat. Ich habe mich so über mich selbst geärgert, dass ich dem Drängen der Familie meines Mannes nachgegeben hatte, dass ich 45 Minuten lang auf der Toilette geblieben bin! Ich wusste nicht, was ich tun sollte, aber eins war sicher: Abtreiben wollte ich nicht mehr. Während meine Verwandten versuchten, in die Toilette einzudringen, war ich dort allein, weinte und betete. Meine Schwiegermutter schrie durch die Tür hindurch, dass ich es machen müsste. Eine der Pflegerinnen hat mir geholfen, meine Mutter anzurufen, die mich dann fortgebracht hat“.
„Meine Tochter wurde im Haus meiner Familie geboren. Meine Schwester hat meine Schwiegermutter angerufen, um ihr die Nachricht zu überbringen, und sagte: „Glückwunsch, du hast eine weitere Enkelin“. Aber meine Schwiegermutter hat aufgelegt, ohne etwas zu sagen.
So haben wir geblufft: Wir haben beschlossen, ihnen zu sagen, dass ich einen Jungen bekommen habe. Mein Mann kam mich sofort besuchen, aber als er gesehen hat, dass es ein Mädchen ist, hat er mich angeschrien und verlassen. Ich habe ihn nie mehr gesehen, und von seiner Familie wurde ich niemals unterstützt. Ich war allein und hatte nichts zum Leben. ActionAid gab mir jedoch die Möglichkeit, einen Schneiderkurs zu besuchen, und jetzt bin ich finanziell unabhängig und kann unbeschwert mit meinen zwei wunderbaren Töchtern leben!“.
In Indien ergreifen wir Maßnahmen, um Frauen die Wahrung ihrer Rechte zu garantieren. Wir kämpfen, damit sie eine bezahlte Arbeit bekommen. Wir fördern die Schaffung von Kleinstunternehmen, die sich mit Schneidern, Nähen, der Herstellung von Stoffen und handwerklichen Gegenständen beschäftigen, damit die Frauen finanziell und sozial unabhängig werden. Wir helfen ihnen mit der Bürokratie, damit sie eine Wohnung oder ein Stück Land, das sie bebauen können, bekommen. Wir ermutigen die Familien, auch den Mädchen eine Ausbildung zu gewähren, um die zu frühe Heirat zu vermeiden.