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Christine

“Ich wurde nach der Geburt meiner Tochter der FGM (Female Genital Mutilation) unterzogen.” “Ich war erst zehn Jahre alt”.

Christine war erst 10 Jahre alt, als sie von einem 17jährigen Jungen aus ihrem Dorf schwanger wurde und eine Tochter zur Welt brachte, Irene. Trotz seiner Versprechungen, sie zu heiraten, hatte der Junge sie dann verlassen.  Ein Jahr später hielt ein Mann in den Fünfzigern bei Christines Eltern um ihre Hand an, und sie stimmten zu, auch wenn es nicht der Mann war, den Christine wollte.

Heute ist Christine die dritte Ehefrau ihres Mannes, der selbst Kinder hat, die in ihrem Alter sind. Nachdem sie Irene zur Welt gebracht hatte, musste sich Christine einer weiblichen Genitalverstümmelung unterziehen, weil die Dorfbewohner sie verspotteten, da sie nicht "beschnitten" war, und ihr nicht erlaubten, die Kühe zu melken und ihre Tochter zu füttern, es sei denn, sie würde sich beschneiden lassen.

"Es war sehr schmerzhaft", erzählte die heute 19jährige Christine. Es habe sehr stark angefangen zu bluten, und die Frauen der Gemeinschaft hätten ihr Ziegenblut zu trinken gegeben, um ihr Leben zu retten. Aus Angst, festgenommen zu werden, haben sie sie nicht in eine Klinik gebracht, denn die Praktiken der FGM (der weiblichen Genitalverstümmelung) sind in Kenia illegal.

"Ich bin nicht mehr der Meinung, dass die FGM eine gute Sache ist, weil sie viele Personen zerstört und einige sogar getötet hat.", äußerte sich Christine. Fast alle Mädchen in ihrem Dorf wurden oder werden noch beschnitten, aber Christine will ihre Tochter Irene beschützen.  Ihre Pläne könnten von ihrem Ehemann sabotiert werden, der sich geweigert hat, Irene zur Schule zu schicken. "Ich bin mir bewusst, dass FGM eine schlimme Sache ist, aber auch wenn ich versuche, meine Tochter davor zu schützen, reicht das nicht aus", sagte Christine. "Wenn sie größer ist, wird mein Mann mir sagen, dass sie so sein soll, wie die anderen Mädchen auch."

Wenn Irene auf ein Internat gehen könnte, so glaubt Christine, wäre sie dem Risiko der FGM weniger ausgesetzt, da es weniger Druck seitens ihrer Schulkameradinnen geben würde.

"Ich weiß, dass, je mehr sie sich bemüht, zur Schule gehen zu können und je länger sie im Dorf bleibt, es immer wahrscheinlicher sein wird, dass sie das tut, was auch ihre Freundinnen tun werden.", meinte Christine. Und sie fügte hinzu, dass ihr Mann "nicht überzeugt sei", dass er eine gute Mitgift für Irene bekommen wird, wenn sie nicht beschnitten ist.

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 Christine bestätigt, dass die ActionAid-Sensibilisierungsseminare wirklich Einfluss ausgeübt hätten. Beispielsweise sei es nun weniger wahrscheinlich, dass ihr Ehemann ihr gegenüber gewalttätig würde, wenn sie ihre Ablehnung gegenüber der FGM zum Ausdruck bringt. Gleichzeitig fügte sie jedoch hinzu, dass es noch viel zu tun gibt, um die Männer und auch die Mädchen davon zu überzeugen, diese schädliche Sitte aufzugeben.

"Auch wenn ich meine Tochter dazu ermutige, sich nicht beschneiden zu lassen, so bleibt dennoch der Druck seitens ihrer Altersgenossinnen, die sogar manchmal weglaufen und sich in einem anderen Dorf beschneiden lassen", sagte Christine. "Das ist eine große Herausforderung, wenn du den Kampf alleine bestreiten musst."

Zeigen wir Christine, dass sie nicht allein ist.

Schließen Sie sich anlässlich des Internationalen Frauentags dem Kampf gegen alle Formen von Gewalt gegenüber Mädchen und Frauen an!