Mein Name ist Binod, ich bin 10 Jahre alt und ich besuche die 7. Klasse in der Grundschule. Ich bin in einem kleinen Örtchen neben Kathmandu geboren. Bevor dem Erdbeben, ginge ich jeden Vormittag mit meinen Brüdern zur Schule. Die Schule lag weit entfernt vom Hause; am Anfang trug ich meinen kleinsten Bruder auf die Schulter, aber jetzt ist er gewachsen und deswegen trage ich nur seine Tasche, sodass er schneller absteigen kann. Beim Rückkehr trägt die Tasche mein größerer Bruder – tja, wir wechseln einander ab.
Der Erdbebentag war der 12. Mai: Ich kann mich es richtig gut erinnern, weil es 13 Uhr war, und wir gingen gerade zur Kantine zum Mittagessen, als plötzlich die Wände zu erschüttern begannen. Die Lehrer sagten uns, dass wir zurück zu unseren Plätzen kehren mussten, unter den Schreibtischen. Ich hatte eine fürchterliche Angst, weil viele großen Trümmer vom Dach herunterfielen, und ein Schutt genau auf dem Tisch meiner Freundin Dinesh umstürzte, glücklicherweise konnte der Tisch widerstehen. Als das Rütteln aufhörte, vereinigten wir alle nach draussen: Auf der langen Aussenwand gab es einen riesigen Riss, und da hatten wir verstanden, wie brutal das Erdbeben gewesen war. Die Schule ist sehr widerstandsfähig und wurde 2 Jahren früher umstrukturiert, deswegen dachten wir gar nicht, dass es so viel beschädigt werden konnte. Leider wurde die Schule in den nachkommenden Tagen als unsicher betrachtet und wir mussten alle die Unterrichte unter einem großen Zelt machen.
Wir haben versucht, uns so viel wie möglich zu organisieren, aber die Regensaison war eben gestartet und das Regen fiel auch waagerecht, und zudem war das Zelt nicht wasserabweisend: wer als letzter kam und nahm Platz auf der Seite, war dann komplett durchnässt, auch wenn ich denke, dass bei dem Ende der Unterrichte wir alle ein bisschen nass waren. Zum Glück ist dieser Notstand nur für einige Tage gedauert: Am Ende des Monats zogen wir zu einem alten Lager, in dem Saatgut früher gelagert wurde. Es war klein und dunkel, aber wir konnten einmal alle bis zum Ende des Tages trocken bleiben!
Das Problem war, dass wir anfangs Juni die abschließenden Prüfungen machen mussten, aber da die Regierung das Verschicken der Prüfungsmaterialien für den ganzen Landkreis nicht organisieren konnte, wurden die Prüfungen verschiebt. Einige Mitschüler waren dafür echt begeistert, aber ich nicht. Ich wusste, dass wir die Prüfungen ein Jahr später hätten machen müssen, und zwischenzeitlich, dass unsere Versetzung in die nächste Schulklasse nicht erkennt wurde.
Ich war auch für einen anderen Grund traurig, da in jenen Tagen etwas Schlimmes meiner Cousine, mit der ich innig verbunden bin, passierte. Sie ist älter als ich, und sie besucht die Schule in Charikot. Als sie nach Hause kam, entdeckte sie, dass das Haus umgestürzt war und dass ihre Familie sich in einem Shelter (ein temporäres Haus), das durch die von AcitonAid gegebenen Materialien aufgebaut wurde, umzog. Leider, zusammen mit dem Haus, wurde auch die Ernte ebenfalls vernichtet, und dazu gab es überhaupt kein Geld mehr, um die Familie zu ernähren. Meine Cousine versuchte während der Monate, in denen die Schule zu war, selbst einen Job zu finden und, durch einige Freunde, wurde sie Betreuungslehrerin in Kathmandu. Nach einer Woche rief sie ihre Eltern an, um Hilfe zu bitten: Ihre sogenannte Vorgesetzten waren in der Tat Frauenhändler und wollten sie dazu zwingen, sich zu prostituieren, um die Kosten der Reise und der Unterkunft in der Hauptstadt zurückzuzahlen. Glücklicherweise ist ihr Vater sofort nach Kathmandu gefahren, und hat er es geschafft, sie zurück zu Hause zu bringen. Die Fänger wurden zu der Polizei gemeldet. Aber wer weiß, wie viele andere Mädchen nicht so glücklich gewesen sind!
Jetzt geht es alles aber besser: Zusammen mit dem Anfang des neuen Schuljahres, hat ActionAid einen neuen TLC aufgebaut. Es geht um eine temporäre Schulstruktur, wo ausschließlich unsere Klasse unterrichtet wird, während früher die Klasse mit Kindern, die zwei Jahren jünger waren, geteilt werden musste. Wir wurden gesagt, dass die Prüfungen gemacht werden können, und ich freue mich darauf. Ich habe dafür den ganzen Sommer studiert und weiß jetzt alles! Nächstes Jahr möchte ich auch in Charikot lernen, sodass ich einen guten Job finden kann und meiner Familie, sowie der Familie meiner Cousine, dazu helfen, ein besseres Leben nach dem Erdbeben wiederzubauen.