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Asna Hamo

Mit Mut und Würde gegen das Elend

Das Dorf Sericho im Nordosten Kenias hat eine Bevölkerung von 6‘000 Hirten, die zum Stamm der Boran gehören und meist aus Somalia oder Äthiopien stammen.

Die Dürre hat die Dorfbewohner hart getroffen und sie haben nichts mehr zu essen. Auch Asna Hamo nicht.

Asna ist 29 Jahre alt. Sie lebt mit ihrem achtjährigen Sohn Yasin und der fünfjährigen Shakira alleine, seit ihr Mann die Familie verlassen hat.

Sie erzählt uns Folgendes: „Wenn ich für die Kinder nichts zu essen habe, vermische ich in einer Schüssel Salzwasser mit Milch. Das ergibt etwa ein grosses Glas voll. Das Getränk hilft gegen den Hunger, aber die Kinder gehen trotzdem mit knurrendem Magen ins Bett. Ich vermisse die guten alten Zeiten, als wir immer genügend Lebensmittel für ein einfaches Abendessen hatten…

ActionAid stellt sicher, dass mein Sohn Yasin wenigstens in der Schule essen kann. Zudem verteilt die Organisation Lebensmittel im Dorf. Ohne diese Hilfe würden wir vor Hunger sterben. Aber es reicht trotzdem nicht aus und für mich als Mutter ist es sehr traurig, zu hören, dass meine Kinder Hunger haben.“

„Zehn der vierzig Angehörigen meines Clans sind an Unterernährung gestorben, seit die Dürre das Dorf erreicht hat. Am schlimmsten war es, als meine Tante in den Wehen starb. Der Arzt im Behandlungszentrum sagte, sie sei zu schwach, um zu gebären. Und so ist sie mit den Zwillingen, die nie das Licht der Welt erblickt haben, gestorben.“

„Mein Vater hat sich geweigert, sein Vieh zu verkaufen. Jetzt sind alle Ochsen verhungert. Er selbst ist stark unterernährt und wird wohl bald sterben. Auch meine kleine Schwester ist krank und zu schwach, um zur Schule zu gehen.“

„Um zu überleben, sammle ich Holz und verkaufe es. Mit dem Geld kaufe ich Wasser und Milch für meine Kinder. Natürlich verdiene ich wenig, weil keiner im Dorf Geld hat. Zudem hat es viele Vandalen in der Gegend, weshalb es gefährlich ist, allein Holz zu sammeln. Ich gehe, wenn andere Sammler unterwegs sind, aber das kommt nicht regelmässig vor. Wenn ich gut verkaufe, verdiene ich an einem Tag bis zu 100 Schilling (0,7 Eurocent).“

„Mein Mann war ein weiser und religiöser Mensch. Aber nachdem er während der letzten Dürreperiode seine fünf Ochsen und hundert Ziegen verloren hatte, erkannte er, dass er nicht genug verdiente, um uns zu ernähren. Deshalb versuchte er im Chang‘aa (einheimischer Schnaps, das Wort bedeutet so viel wie „Töte mich schnell“), zu vergessen.

Er begann mich zu schlagen, ich hatte überall Narben. Die Stammesältesten beschlossen deshalb, uns zu trennen. Kurz darauf hat er das Dorf verlassen und ich weiss nicht, ob er noch lebt oder gestorben ist.“

„Bis 2008 hatten wir immer genug Regen. Wir hatten einen grossen Viehbestand, was uns jeden Abend einen reichen Tisch bescherte. Seither haben wir keinen Tropfen Regen gesehen. Die Lage verschlimmert sich Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Ich kann auf niemanden zählen, ausser auf ActionAid, denn meine Nachbarn und mein Clan leiden genauso wie ich. Ich brauche Hilfe für meine Kinder. Sie haben ein Recht auf Nahrung, Wasser und Bildung.“

Zusammen mit dem Mobilfunknetzanbieter Safaricom als Co-Sponsor hat ActionAid in nächster Nähe zum Dorf einen neuen Brunnen erschlossen, der die 6‘000 Bewohner und auch das Vieh mit Wasser versorgt.

ActionAid unterstützt die Entwicklung der Gemeinschaft seit rund zehn Jahren. Die Organisation kümmert sich um die Aufklärung und Information der Bevölkerung im Zusammenhang mit ihren Rechten, vor allem in Bezug auf die Gesundheit. Mit einem Schulspeisungsprogramm werden die acht Einrichtungen in der Umgebung und im Dorf mit insgesamt 3‘118 Schülern unterstützt.

ActionAid kümmert sich auch um die im Rahmen des Welternährungsprogramms gelieferten Lebensmittel. Die Organisation verteilt täglich Grundnahrungsmittel und unterstützt die Hirten bei der Aufzucht ihrer Tiere. Denn diese sind trotz der zahlreichen Schwierigkeiten ihre einzige Lebensgrundlage.

Des Weiteren verfolgt ActionAid die Problematik der Frauen sehr genau. Diese werden immer noch diskriminiert und gefährlichen Ritualen und traditionellen Bräuchen unterzogen. Heute führen alle Schulen Gesprächsforen für Mädchen, an denen frei über wichtige Themen wie die FGM (Genitalverstümmelung) und Kinderehe gesprochen werden kann.