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Sichere Städte für Frauen

Wir setzen uns weltweit dafür ein, Frauen in den Städten vor sexuellen Belästigungen zu schützen.

„Die Angst hat mich nie daran gehindert, zur Schule zu gehen, denn ich habe ein höheres Ziel. Doch ich bete beim Laufen und bitte Gott, mich zu schützen. Ich habe Angst, dass ich ausgeraubt und vergewaltigt werde“.

Das sind die Worte von Jacqueline, einem Mädchen, das in Sao Paolo in Brasilien lebt und das jeden Tag Gefahr läuft, in den öffentlichen Verkehrsmitteln sexuell angegriffen zu werden. In ihrer Stadt wird alle 15 Sekunden eine Frau Opfer einer solchen Gewalttat. Um sich sicherer zu fühlen, so erzählen Frauen und Mädchen, haben sie einiges verändert: die Art sich zu kleiden, ihr Verhalten, ihre Wege. In Situationen, in denen Armut vorherrscht, in denen es schwierig ist, sichere Lebensbedingungen zu finden, in denen das Gesetz Kriminelle kaum bestraft oder wo es keine angemessene Beleuchtung der öffentlichen Straßen gibt, sind die Gefahren noch extremer. Die Angst, die die Frauen vor diesen Gewalttaten haben, schränkt in ihrer Bewegungsfreiheit ein, denn sie können öffentliche Räume und Dienste nicht voll nutzen, folglich können sie ihre Rechte nicht umfassend wahrnehmen.

Die ActionAid-Studie

ActionAid hat sich zum Ziel gesetzt, sowohl die Ursachen als auch die Folgen dieses Phänomens zu verstehen und dazu eine Reihe von Studien mit dem Titel „Die Frauen und die Stadt“ durchgeführt, wobei 3000 Frauen und Mädchen aus 7 Nationen (Bangladesch, Brasilien, Kambodscha, Liberia, Nepal, Südafrika und Simbabwe) einbezogen wurden. Die Studien haben die erschütternde Realität ans Licht gebracht, mit der die Frauen in diesen Ländern leben müssen. In Nepal zum Beispiel wurden bereits 90 % der interviewten Frauen und Mädchen an öffentlichen Orten sexuell belästigt. In Südafrika fühlen sich nur 12 % sicher vor verbalem und körperlichem Missbrauch.

Die Studie hat darüber hinaus die beiden Hauptgründe gezeigt, warum diese Übergriffe im Laufe der Zeit weiter andauern.

  1. Geringes Vorhandensein und niedrige Qualität öffentlicher Dienste: In allen untersuchten Städten ist es nicht nur so, dass die Frauen misstrauisch sind, sondern sogar Angst haben, die Belästigungen den Behörden zu melden. In Brasilien haben zum Beispiel 84 % der Frauen erklärt, sogar von der Polizei sexuell belästigt worden zu sein.
  2. Die negative Einstellung zu diesen Übergriffen der Gemeinschaft vor Ort: In den untersuchten Städten kam es oft zu den Phänomenen des „öffentlichen Schweigens“ und der „Schuldhaftigkeit“. Das erste Phänomen bezieht sich auf jene, die etwas von den Übergriffen mitbekommen und nichts tun, um sie zu stoppen (in Nepal haben 48 % der Frauen diese Erfahrung gemacht). Das zweite Phänomen liegt vor, wenn Personen des öffentlichen Dienstes, Mitarbeiter der öffentlichen Verkehrsmittel, geistliche Führer und Familienangehörige den Opfern aufgrund ihrer Kleidung oder ihres Verhaltens die Schuld für die Belästigungen geben.

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Die Kampagne Safe Cities (Sichere Städte) von ActionAid

ActionAid ist weltweit aktiv, um Antworten auf diese Problematik zu finden. Unsere Bemühungen erstrecken sich auf 17 Ländern weltweit und finden im Rahmen dieser Kampagne statt: “Safe Cities”. ActionAid arbeitet mit Frauenschutzorganisationen und -bewegungen zusammen, um Frauen, Mädchen und deren Gemeinschaften Instrumente und die notwendige Kraft zu geben, den Belästigungen und Übergriffen ein Ende zu bereiten. Auf diese Art versuchen wir, das Leben von Tausenden von Frauen weltweit zu verbessern:

  • In Vietnam zum Beispiel haben wirdie Smartphone-App „S-City“ entwickelt, mit deren Hilfe die Frauen die Qualität der öffentlichen Dienste in ihren Städten bewerten sowie gefährliche öffentliche Bereiche kennzeichnen und mitteilen können, in denen die Unversehrtheit der Frauen bedroht sein könnte.
  • In Südafrika haben wir uns auf die Qualität der öffentlichen Verkehrsmittel konzentriert. In Partnerschaft mit anderen Organisationen hat ActionAid dazu beigetragen, die „Nationale Karte für sichere Taxis“ zu entwickeln, die im Anschluss den lokalen Behörden präsentiert wurde. Darüber hinaus hat die Kampagne #HadItUpToHere (“Wir haben genug”) auf Facebook mehr als 40.000 Personen erreicht.
  • In Kambodscha haben wir mit Online-Kursen und Kampagnen vor Ort in Zusammenarbeit mit lokalen Aktivisten mehr als 1500 Bewohner der Hauptstadt Phnom Penh direkt und mehr als 32.000 Menschen auf Facebook sensibilisiert.

ActionAid kämpft jeden Tag erneut dafür, dass die Bedürfnisse der Frauen bei der Planung öffentlicher Dienste in den Mittelpunkt rücken. Dadurch arbeitet ActionAid für eine Zukunft, in der die Frauen ihr Leben voll und ganz ausleben können, frei von jeder Angst vor Übergriffen und ausgestattet mit der Fähigkeit, eine Gesellschaft zu erschaffen, in der sie alle ihre Rechte wahrnehmen können.

ActionAid

27 November 2017